Eigentlich verbindet mich mit der Kultur der Amischen sehr wenig: Ich glaube nicht an die Autorität der Bibel, könnte mich nie in ein bodenlanges, verhüllendes, heißes Kleid zwängen und dann noch ein Häubchen aufsetzen und über dem Häubchen ein Bonnet mit Drahtgestell, für den Fall, dass man jemanden besucht.
Ich möchte nicht auf Dauer ohne Waschmaschine auskommen, schätze es, mich regelmäßig duschen zu können und nachts nicht aufs „Häusl“ gehen zu müssen. Aber dieses „eigentlich“ schmilzt dann ganz schnell dahin und Gründe verblassen, wenn ich wieder mal Luanne in die Augen schaue, die eine so große Herzlichkeit und Lebensfreude ausstrahlt, dass ich nicht nur entwaffnet bin, sondern einfach bei ihr angekomen bin und gar nicht mehr weg will. Luanne hat „nur“ 5 Kinder, was für Amische wirklich wenig ist, aber sie ist die Haupthebamme, und jedesmal, wenn ich zu meinen amischen Freunden gehe, dann steht sie hoch auf der Liste, wen ich alles besuchen will.
Luanne lacht. Sie lacht kräftig und gehört in ein Umfeld, das ich in mehreren Artikeln anderswo bebildert geschildert habe. Meine Familie hat für meine amischen Kontakte – sie sei dafür gepriesen ohn‘ Unterlaß – sogar Verständnis! Und wenn ich überall Menschen sehe, die ihr Handy, mit beiden Händen umschlingend, auf dem Schoß halten, selbst nachts neben dem Kopfkissen wie ein geliebtes Stofftier betten, wenn ich am eigenen Leib diese Vereinzelung im übermächtigen Zeitgeist spüre, dann wünsche ich mich mal wieder dorthin, zu den Leuten mit Pferd und Buggy, die so ganz unbegreiflich anders leben, und auf alle Bequemlichkeiten schallend lachend verzichten.
Sehr gut geschrieben/beschrieben!