Teer

Teer an den Schuhsohlen. Der Stuhl klebt auf den Teerresten auf dem ansonsten nakten Beton in unserem Haus. Das ist aber nur eine kleine Unannehmlichkeit nach den Sturmfluten von Orkan Harvey. Das schlimmste ist die Ungewissheit, ob die Versicherung wirklich die vielen Details der  Wiederinstandsetzung bezahlt: Fussböden erneuern, Wände erneuern, gesamtes Mobiliar ersetzen, die Küche erneuern und 100 kleine Dinge wie das Telefon ersetzen. Dazu kommt, dass wir eigentlich in unserem Zeitplan gar nicht darauf vorbereitet waren, dass wir jetzt unser Haus wieder aufbauen müssen, und so kann man es wirklich nennen. Ohne Fussböden und Innenwände – es steht nur noch ein Gerippe von Holzpfeilern, das die Aussenhaut und das Dach trägt – hat man in der Tat das Gefühl, fast ganz von vorne anfangen zu müssen. Alles andere an regulären Pflichten muss im Moment noch ruhen: der Auftrag, eine Website zu entwickeln, die Steuer, längere Projekte.

Aber ein Gutes hat so ein Einschnitt im Leben: vieles ist kaputt und landet auf einem großen Müllberg und wenn man schon seine Regale und Schränke verliert, dann kann man bei der Gelegenheit auch viel anderes wegwerfen, was man eigentlich nie benützt. Unser Hausstand schrumpft beachtlich. Das hat etwas Befreiendes.