In einem kleinen stillen schwäbischen Dorf gibt es seltsame Schilder über den Eingängen zu alten Bauernhäusern zu bestaunen: das Hakenkreuz im oberen Teil ist zwar mit Getreideähren verziert, aber deutlich zu sehen. Auf meiner Wanderung 2012 entdeckte ich dieses Nazi-Symbol und dachte: „Ich seh‘ wohl nicht recht!“ Beim Gang von Haus zu Haus sah ich ein halbes Dutzend solcher Schilder.
Endlich traf ich eine ältere Frau bei der Dorfkirche und fragte, was es mit diesen Schildern auf sich hatte. „Das ist nur eine alte Dorftradition,“ sagte die Dame in Hauskittel freundlich und schob ihr altes Fahrrad weiter. Am Ortsrand traf ich eine jüngere Frau. Wieder fragte ich nach den Hakenkreuzen. Sie seien ihr noch gar nicht aufgefallen. Sie lebe schon 10 Jahre in dem kleinen Ort. Eigentlich machte sie nicht den Eindruck auf mich, als wollte sie etwas vertuschen. Trotzdem, kann man das glauben? Eigentlich nicht wirklich, sagte ich mir im Stillen. Um es kurz zu machen: mehr Leute fragte ich nicht. Ich hatte das Gefühl, es sei besser, die Sache erstmal auf sich beruhen zu lassen. Vielleicht können die Schilder eindringlich authentisch als Mahnmal für andere dienen.
Ich schätze, dass rund die Hälfte der alten Bauernhäuser solche Familien-Schilder über der Eingangstüren hatten: …“Bauerngeschlecht“ …, „alteingesessen seit 16..“. Nur bei wenigen war das Hakenkreuz entfernt worden oder kaum mehr zu sehen.
Offenbar ist das kleine Dorf abgelegen genug, dass noch niemandem von außen die Hausschilder aufgefallen sind. Wie sonst ist es zu erklären, dass unsere Medien nach fast 70 Jahren noch nicht auf diese wunderlich bayerische „Dorftradition“ aufmerksam geworden sind?
Jetzt frage ich mich, ob es noch mehr solcher Dörfer in Deutschland gibt. Vielleicht weiß ja irgendeiner meiner Leser dazu was!
Das Erlebnis empfinde ich nicht als Ungeheuerlichkeit. Ich würde es als „einen Teil deutscher Geschichte“ beschreiben. Die Swastika hat zudem vielfältige Bedeutung in der Welt. Ich würde das nicht verteufeln.
In Bali wurde ich von einem jüdischen Freund in einen privaten Compound geführt, über dessen Eingangstor so ein Swastika in Stein gemeisselt war. Er fand nichts dabei. Ich auch nicht.
Man kann jedes Symbol missbrauchen, das ist aber nicht die Schuld des Symbols.
Sowohl in Bali wie in 1673 ist ja der Missbrauch unbekannt und somit das Symbol von keiner negativen Bedeutung begleitet.
Tatsächlich sind in Bali oft die Häuser und die Dörfer so ähnlich gebaut: Die Strasse oder Flur, durch den man hereinkommt, biegt unmittelbar nach dem Eingang im rechten Winkel nach links ab. Das hat den Zweck, dass böse Geister in ihrer Hast an der Wand sich den Kopf einrennen.
Interessant! wobei ich aber anmerken möchte, dass in diesem kleinen Dorf die Schilder wohl direkt aus der Nazi-Zeit stammen.